Stadt investiert in den Artenschutz

Blühwiesen als dringend benötigte Nahrung für Insekten

Durch die Abnahme von Blütenpflanzen und Wildkräutern fehlt es mittlerweile vielen Insekten an Nahrungsquellen. Früher gab es häufig an Ackerflächen Feld- und Wegraine, die Heimat von Bienen, Schmetterlingen, Rebhühnern und anderen Tier- und Pflanzenarten waren. In einer Landschaft, die einem immer höheren wirtschaftlichen Druck ausgesetzt ist, bieten Wegraine – ökonomisch betrachtet – keinen Nutzen. Sie sind aber wichtig, um die biologische Vielfalt zu fördern und Pflanzen und Tieren einen Raum in der ansonsten ziemlich ausgeräumten Landschaft zu bieten.

 

Um die Situation in Bad Salzuflen zu verbessern, wurde in den vergangenen Jahren damit begonnen, auf öffentlichen Flächen im Stadtgebiet Blühwiesen und -streifen anzulegen, beispielsweise an der Schützenstraße, im Bereich Lockhauser Straße vor dem Friedhofsparkplatz sowie an der Schülerstraße.

 

Dieses für den Artenschutz und die Artenvielfalt wichtige Projekt wird ab diesem Jahr ausgeweitet. Es entstehen auf zahlreichen städtischen Grünflächen Blumenwiesen, so zum Beispiel am Sonnenberg und angrenzend an verschiedene Friedhöfe. Die Saatgutmischungen mit regionalen, hier heimischen Wildblumen und -kräutern werden auch am Rhienbach in Retzen, auf verschiedenen Flächen am Heerser Weg und an der Rudolph-Brandes-Allee sowie an einigen städtischen Grundschulen (Knetterheide, Lockhausen und Holzhausen) eingebracht. Die Einsaat von diesen regional abgestimmten Mischungen sorgt für einen langanhaltenden Blühzeitraum und verbessert so die Nahrungsversorgung von Blüten besuchenden Insekten entscheidend.

 

Um einen nachhaltigen Erfolg zu sichern, ist das Blühwiesen-Projekt längerfristig angelegt und soll auch in den nächsten Jahren fortgesetzt werden. Anregungen, auch von Landwirten, in welchen Bereichen eine Anlage von Blühflächen oder Wegrainen/Ackerrandstreifen entlang von Wirtschaftswegen wünschenswert ist, werden von der Stadtverwaltung gerne entgegengenommen. Ansprechpartnerin ist Sabine Fanenbruck (Tel. 05222/952-246) aus dem Fachdienst Stadtplanung und Umwelt.

 

Neben einem Umdenken der Landwirtschaft kann aber auch jeder Einzelne dazu beitragen, die Artenvielfalt zu erhöhen. So kann in Privatgärten mit geringem Aufwand eine Blumenwiese angelegt werden. Auch wenn es nur eine kleine Fläche ist, gibt sie den Insekten und anderen Kleintieren Nahrung und Unterschlupf. Deshalb können Bürgerinnen und Bürger in diesem Jahr kostenlos Saatgut (solange der Vorrat reicht) von der Stadt Bad Salzuflen erhalten, um in ihren Gärten/Vorgärten eine artenreiche Blumenwiese anzulegen.

Abgeholt werden kann die Saatmischung nach vorheriger telefonischer Anmeldung beim Baubetriebshof (Tel. 05222/952-972) sowie im Fachdienst Stadtplanung und Umwelt (Tel. 05222/952-246). Eine Beratung zur Anlegung einer solchen Fläche übernehmen auf Anfrage das Umweltzentrum Heerser Mühle (Tel.:05222/797151) und der Imkerverein (05222/3218), die jeweils auch das notwendige Saatgut weitergeben.

 

Zum Hintergrund

 

Ursachen und Konsequenzen des Insektensterbens

Der starke Rückgang der Insekten rückt durch alarmierende Studienergebnisse zunehmend in Bewusstsein der Öffentlichkeit. Viele haben dies sicher auch schon selbst festgestellt, beispielsweise muss man die Windschutzscheibe seines Autos heute auch nach längeren Fahrten im Sommer kaum noch von Insektenspuren befreien, wie dies in früheren Jahren häufig der Fall war. Die Langzeitstudien, die von 1989 bis 2016 in 96 deutschen Naturschutzgebieten durchgeführt wurden, zeigen, dass die Zahl der Insekten in diesem Zeitraum um mehr als 75 Prozent abgenommen hat (Plos One: Hallmann et al., 2017). Diese Tatsache ist nicht nur in Deutschland, sondern weltweit festzustellen. Es gibt verschiedene Ursachen, die zu diesem Artenrückgang beigetragen haben. Viele Experten halten den Einsatz großer Mengen Chemikalien (Pestizide) zur Optimierung der Erträge landwirtschaftlicher Flächen für einen der Hauptgründe des Insektenrückgangs (Science: Dicks et al., 2016).

 

Der Rückgang der Insekten betrifft in der Konsequenz das gesamte Ökosystem, da sie anderen Tierarten wie Fischen, Fröschen, Eidechsen, Vögeln und Säugetieren als Nahrung dienen. Geht die Anzahl der Insekten zurück, sind auch diese Tierarten in ihrem Bestand gefährdet. Außerdem ist die Bestäubung durch Insekten für viele Nutz- und Wildpflanzen unverzichtbar. Sie steigern und sichern die Erträge in der Landwirtschaft sowie beim Obst- und Gartenbau. Ein Rückgang kann somit auch wirtschaftliche Auswirkungen auf die Ernte von Kulturpflanzen haben.

Bild- und Textquelle: Stadt Bad Salzuflen