Ein Ausnahmejahr geht dem Ende entgegen – Landwirte ziehen Jahresbilanz

Schon Anfang August konnten die Bauern die Getreideernte abschließen. Besonders ist in diesem Jahr, dass die Ernteergebnisse eine große Spannbreite aufweisen, je nach Bodenverhältnissen und örtlicher Witterung Foto: Florian Pottkamp

Lippe. „2018 war ein Jahr mit neuen Herausforderungen“, so Dieter Hagedorn, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Lippe. Der gefühlte Dauersommer führte nach einem durchweg zu nassem Jahr 2017 zu einer Wasserknappheit. Diese machte sich zuerst bei den Pflanzen sowie Erträgen bemerkbar, dann aber auch in den Talsperren, Flüssen und Grundwasserständen. „Wir Bauern müssen mit erheblichen Ertragsdepressionen leben, aber im bundesweiten Vergleich liegen wir da im Mittelfeld“, erklärt Hagedorn. „Einzelbetrieblich sieht es allerdings zum Teil ganz anders aus, denn die Regenereignisse traten dieses Jahr sehr punktuell auf.“ Generell lasse sich sagen, dass Nord- und Ostdeutschland am stärksten betroffen seien.

„Schon Anfang August konnten wir die Getreideernte abschließen“, berichtet Hagedorn. An einem so frühen Zeitpunkt könne sich kaum jemand erinnern. Die Maisernte habe schon Mitte August begonnen, so früh wie nie. Besonders sei, dass die Ernteergebnisse in diesem Jahr eine große Spannbreite aufweisen würden, je nach Bodenverhältnissen und örtlicher Witterung. Die Dürre habe zudem bei Kartoffeln und Zuckerrüben deutliche Spuren hinterlassen. Die Mindererträge lägen bei den Kartoffeln bei 20-50 Prozent. Bei den Rüben sprechen die Bauern von einer unterdurchschnittlichen Ernte. Wie bei den anderen Ackerkulturen zeigen sich auch hier hohe Ertragsschwankungen. „Durch die hohe Sonneneinstrahlung gibt es zwar süße Zuckerrüben, da sie aber kleiner sind, fallen die Mengen ebenso geringer aus“, erklärt Hagedorn. Die hohen Zuckergehalte würden die Ertragseinbußen nicht ausgleichen. Erstaunlich sei aber, dass die Rüben trotzt der schwierigen Witterung in diesem Jahr noch so abgeschnitten hätten. Zudem seien die Erntebedingungen gut gewesen. Sie konnten trocken und sauber gerodet werden.

Hart getroffen habe die Dürre vor allem die Rinder-, Pferde- und Schafhalter. Auf Wiesen und Weiden sei irgendwann nichts mehr nachgewachsen. So hätten die Tiere vielfach mit dem für den Winter eingeplanten Futter zugefüttert werden müssen. „Das bedeutet, dass die aufgrund der Trockenheit eh knappen Wintervorräte schon im Sommer angebrochen werden mussten“, sagt der Vorsitzende. Somit fehle ihnen nicht nur das eigene Grundfutter, „sie müssen Ersatz auch noch teuer zukaufen.“ Die zwar leicht erhöhten Milchpreise würden die Mehrkosten für Futtermittel mehr als aufzehren. Hagedorn: „Glücklich können sich die schätzen, die vom Vorjahr noch genug Futterreserven haben.“ Sturm, Dürre und die Borkenkäferplage führten weiter bei den Waldbauern zu erheblichen Schäden. Nach Orkan „Friederike“ im Januar, mit regional zum Teil großem Ausmaß, setzten Dürre sowie Hitze den Wäldern zu und ließen die Jungpflanzen auf wiederaufgeforsteten Flächen vertrocknen. Zudem machte sich der gefräßige Borkenkäfer auf dem Sturmholz breit.

Große Sorgen bereiten in der Schweinehaltung die Fragen zu künftigen Standards und die Afrikanische Schweinepest, die Richtung Deutschland vordringt. „Gerade Sauenhalter stehen vor enorm großen Herausforderungen“, so der Vorsitzende. Dabei seien sie durchaus bereit, neue Wege zu gehen, sie müssten aber rechtssicher und finanzierbar sein. Die Sauenhalter müssten ein ganzes Paket von neuen gesetzlichen Regelmentierungen schultern, die überwiegend als nationale Alleingänge umgesetzt werden sollen. Hinzu kommt: „Die Schweine- und vor allem die Sauenhalter haben seit Sommer 2017 mit niedrigen Erzeugerpreisen zu kämpfen und können ihre Kosten nicht decken“, so Hagedorn.

Für das Jahr 2019 hoffen die Bauern, das die Politik realistische Rahmenbedingungen schafft, die ein Wirtschaften möglich macht – trotz umfangreicher Handelseinflüsse des Weltmarktes. „Dazu gehört auch das Bekenntnis, das die Erzeugung vor Ort ein Mehrwert beinhaltet“, unterstreicht Hagedorn. Dieser spiegele sich sowohl in der Kulturlandschaft als auch in den Arbeitsplätzen wieder, denn jeder neunte Arbeitsplatz hänge von der Landwirtschaft mit den vor- und nachgelagerten Bereichen in Deutschland ab. „Auf das Wetter haben wir nur bedingt Einfluss“, erläutert der Vorsitzende. Sorge bereite ihm, dass die Ausschläge des Klimas stärker und schneller würden. Hier müsse sich die Landwirtschaft in den kommenden Jahren breiter aufstellen. Auch die gewünschten Rücklagemöglichkeiten für schlechte Jahre und die Schaffung einer Versicherungslösung für witterungsbedingte Ertragsausfälle – ähnlich der Hagelversicherung- stehe bei Hagedorn auf dem persönlichen Wunschzettel. Der Vorsitzende abschließend: „Wenn wir alle miteinander für unsere Kulturlandschaft Sorge tragen, wird auch zukünftig nachhaltiges Wirtschaften möglich sein.“ Allerdings müssten die Leitplanken dafür verlässlich sein.

Bild- und Textquelle: Westfälisch-Lippischer Landwirtschaftsverband