Sanierungsarbeiten an der ehemaligen chemischen Reinigung Neue Torstraße/ Alter Wallkanal in Lemgo

Informationsveranstaltung zur Sanierungsmaßnahme

Lemgo. Im Jahr 2020 soll im Auftrag des AAV – Verband für Flächenrecycling und Altlastensanierung in enger Abstimmung mit der Stadt Lemgo und dem Kreis Lippe der erste Abschnitt der Sanierungsarbeiten am Standort der ehemaligen chemischen Reinigung Neue Torstraße/Alter Wallkanal in Lemgo durchgeführt werden. Dafür muss bereits bis Ende Februar die Rodung mehrerer Bäume und Gebüsche im Bereich des Slavertor-Walls erfolgen. Die Rodung ist notwendig, um für die Baustelleneinrichtung Platz zu schaffen. Diese Fläche dient der Baustellenlogistik und der Grundwasserhaltung und -aufbereitung während der Abbrucharbeiten und der Bodensanierung. Aufgrund der geplanten Arbeiten ist eine Umleitung des Rad- und Fußgängerverkehrs im Bereich des Slavertor-Walls erforderlich. Die Umleitungen werden rechtzeitig vor Beginn der Bauarbeiten bekanntgegeben.

Sanierung erfolgt in Schritten

Ab etwa Ende Mai 2020 werden zunächst zwei Teilgebäude der ehemaligen chemischen Reinigung zurückgebaut, wobei im Vorfeld vorhandene Gebäudeschadstoffe wie Faserzementplatten bzw. Dachbahnen separat entfernt werden. Nachdem durch den Gebäuderückbau die mit Tetrachlorethen (auch als PER bekannt) verunreinigten Bodenbereiche in der Sanierungszone zugänglich sind, wird dort eine ebene Fläche hergestellt, die als Basis für die geplante Großlochbohrungen dient.
Anschließend findet der Austausch des verunreinigten Bodens statt. Dieser wird durch ein Großlochbohrgerät entfernt und anschließend direkt durch sauberes Bodenmaterial ersetzt. So ist sichergestellt, dass ein wesentlicher Teil der Schadstoffe entfernt werden kann.

Die Abfuhr des belasteten Bodenmaterials erfolgt in geschlossenen Containern. Im Anschluss wird die Baustelleneinrichtung entfernt und die in Anspruch genommenen Flächen werden wieder hergestellt und die gerodeten Flächen mit Bäumen bepflanzt. An diese Arbeiten schließt sich später noch eine Grundwassersanierung an, um noch vorhandene Restmengen der Schadstoffe zu entfernen. Das Ganze erfolgt über eine sogenannte in-situ-chemische Oxidation (ISCO). Dabei wird ein Oxidationsmittel in den Untergrund gebracht, das die dort noch vorhandenen Schadstoffe in ungefährliche Bestandteile umwandelt.

Schutz der Arbeiter und der Anlieger

Da sich die Baustelle am Rand der Innenstadt in unmittelbarer Nähe der angrenzenden Bebauung befindet, werden in einem Immissionsschutzkonzept eine Reihe von Schutzmaßnahmen wie z. B. eine Online-Überwachung der Luft im Bereich der Baustelle, geschlossene Entsorgungsbehälter sowie Absaugung und Reinigung der Luft an den Bohrungen festgelegt. Für die Anlieger wird es außerdem eine Informationsstelle geben, die auch im Falle von Beschwerden aktiv wird. Im Vorfeld der Arbeiten ist eine Beweissicherung und Überwachung der in der Nähe der Baustelle liegenden Gebäude vorgesehen. Von der Verunreinigung im Boden und im Grundwasser gingen und gehen keinerlei Gefahren für die Bevölkerung aus.

Dauer und Kosten der Baumaßnahme

Insgesamt sind für die jetzt anstehenden Bauarbeiten (Rückbau und Bodenaustausch) etwa sechs Monate vorgesehen. Die Kosten dafür mit rund 3,6 Mio. Euro werden zu 80 % durch den AAV getragen. Den Rest übernehmen die Stadt und der Kreis.

Information der Bevölkerung

Der Bevölkerung der Alten Hansestadt Lemgo wurden die vorgesehenen Arbeiten am 05.02.2020 im Rahmen einer Informationsveranstaltung vorgestellt.

Hintergrund

Die ehemalige chemische Reinigung Neue Torstraße hat in ihrer Betriebszeit zwischen 1909 und 2003 leichtflüchtige chlorierte Kohlenwasserstoffe in den Untergrund freigesetzt. Neben dem eigentlichen Betriebsstandort ist ein rund 100 Meter langes Teilstück des sogenannten alten Wallkanals betroffen, über den bis in die 1970er Jahre eine unzulässige Ableitung von Schadstoffen erfolgt ist. Der Wallkanal ist im Bereich des verlandeten alten Wallgrabens verlegt, der Teil der mittelalterlichen Stadtbefestigung der Stadt Lemgo war.

Die Untersuchungen des Untergrunds haben gezeigt, dass sich überwiegende Teile der Bodenverunreinigung in der Zone des sogenannten Hochflutlehms befinden, der sich vermutlich durch die Verlandung des alten Wallgrabens gebildet hat und der bis in eine Tiefe von rund vier Metern unter der Geländeoberkante anzutreffen ist. Weitere Schadstoff-Anteile sind auch in tieferen Bodenschichten zu finden. Untersuchungen des Grundwassers haben gezeigt, dass vom Standort eine Verunreinigung des Grundwassers ausgeht, die sich in südwestliche Richtung erstreckt.
AAV – Verband für Flächenrecycling und Altlastensanierung

Der AAV ist ein bundesweit einzigartiges Kompetenzzentrum für Flächenrecycling und Altlastensanierung, in dem Land, Kommunen und Wirtschaft partnerschaftlich zusammenarbeiten. Durch ein Landesgesetz 1988 gegründet, beseitigt die unabhängige, selbstverwaltete Körperschaft des öffentlichen Rechts überall dort Altlasten in Boden und Grundwasser, wo ein Verursacher der Verunreinigungen zum Beispiel nicht haftbar gemacht werden kann. So schützt der AAV Mensch und Umwelt vor Gefahren. Und macht zugleich wertvolle, meist attraktiv gelegene und gut erschlossene Flächen neu nutzbar. Damit unterstützt der AAV die Landesregierung wirkungsvoll bei ihrem Ziel, den Verbrauch von Natur- und Freiflächen zu reduzieren. Der Verband ist bei den Projekten in der Regel Maßnahmenträger und bringt neben seinem in über 30 Jahren erworbenem Know-how bis zu 80 % der Finanzierung auf.

Zusätzlich zu den gesetzlichen Pflichtmitgliedern – dem Land NRW und den Kommunen – haben sich dem Verband auf freiwilliger Basis Unternehmen angeschlossen. Sie unterstützen damit die gesamtgesellschaftlich wichtigen Aufgaben des AAV. Und profitieren zugleich von den Erfahrungen und dem Sachverstand des interdisziplinären AAV-Teams, das die Unternehmen rechtlich und fachlich unterstützt.

Textquelle: Gemeinsame Pressemitteilung des AAV – Verband für Flächenrecycling und Altlastensanierung, des Kreises Lippe und der Alten Hansestadt Lemgo