Im Kreis Lippe arbeiten 14.000 Beschäftigte an Sonn- und Feiertagen

Armin Wiese

Armin Wiese

NGG will 8-Stunden Tag schützen:
„Keine Flexi-Jobs zulasten Beschäftigter“

Arbeitsplätze im Kreis Lippe sollen „burnout-sicher“ sein: Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) hat sich gegen eine Aufweichung des 8-Stunden-Tages ausgesprochen. „Wer häufig länger als acht Stunden arbeitet und auch in der Freizeit für den Chef erreichbar ist, der läuft Gefahr, durch den Job krank zu werden“, warnt Armin Wiese. Der Geschäftsführer der NGG Detmold-Paderborn sieht zudem die Vereinbarkeit von Beruf und Familie bedroht, sollten die Arbeitszeiten immer weiter gelockert werden. Genau das hatten Arbeitgeberverbände gefordert.

„Für die heimischen Unternehmer gibt es schon heute viele Möglichkeiten, flexible Regelungen zu nutzen“, ist Wiese überzeugt. Zum Beispiel am Wochenende: So arbeiten im Kreis Lippe rund 14.000 Menschen regelmäßig an Sonn- und Feiertagen. Das geht aus dem aktuellen Mikrozensus NRW hervor. 9.000 Beschäftigte im Kreis leisten zudem regelmäßig Nachtarbeit.

Besonders im Gastgewerbe und in der Ernährungsindustrie seien solche Arbeitszeiten gang und gäbe, berichtet der Gewerkschafter: „Aus diesen Branchen haben wir im Kreis Lippe aber auch besonders viele Klagen über Stress.“ Nacht-, Schicht- und Sonntagsarbeit gingen dauerhaft auf die Gesundheit und dürften nicht zum Normalfall werden. Wiese: „Schon jetzt trifft der Burnout im Job immer mehr Menschen. Obergrenzen bei der Arbeitszeit sind ein Garant dafür, dass Arbeitnehmer ihre Gesundheit nicht im Beruf lassen.“ Nicht umsonst gebe es den 8-Stunden-Tag. Der solle in der Regel am Stück geleistet werden – statt ein „Stunden-Puzzle“ daraus zu machen.

„Wenn eine Service-Kraft in der Gastronomie ständig per Handy im Stand-by-Modus ist, dann verletzt das auch die Trennung von Beruf und Freizeit. Und die Digitalsierung in der Industrie führt dazu, dass die Arbeit immer häufiger nicht nur im Betrieb, sondern auch von zu Hause am PC oder per Smartphone erledigt werden muss“, sagt Armin Wiese. Flexible Regelungen dürften nicht einseitig auf Kosten der Beschäftigten gehen. Hierfür macht sich die NGG beim Projekt „Arbeit 2020“ zusammen mit dem nordrhein-westfälischen Arbeitsministerium stark.

Erst vor kurzem hätten die Arbeitgeber gefordert, die Dokumentationspflicht bei den Arbeitszeiten zu lockern. „Die Abschaffung des 8-Stunden-Tages ist nun ein weiterer Schritt in die falsche Richtung. Stattdessen brauchen wir eine bessere Qualifizierung für die Beschäftigten, um sie für digitale Technologien fit zu machen“, sagt Wiese. Hier stünden besonders die heimischen Betriebe in der Verantwortung.

Bild- und Textquelle: NGG