First Aid Highway

„Wirbelsäulenverletzung“: Helm abnehmen oder nicht? Viele Menschen sind sich unsicher - Tobias Brecht (l.) und Joachim Augustin machen es richtig

„Wirbelsäulenverletzung“: Helm abnehmen oder nicht? Viele Menschen sind sich unsicher – Tobias Brecht (l.) und Joachim Augustin machen es richtig

Johanniter-Regionalverband Lippe-Höxter bietet mobilen Erste-Hilfe-Kurs für Motorradfahrer

Eine Abenteuer-Ausfahrt mit ernstem Hintergrund

Lippe. Jeder hofft, dass ihm diese Situation niemals passieren wird: Man fährt irgendwo lang und plötzlich liegt am Straßenrand eine blutende, verletzte Person. In Lippe erlebten neun Motorradfahrer diese Situation gleich fünf Mal am vergangenen Sonntag. Denn die Neun waren Teilnehmer des „First Aid Highway“, einem mobilen Erste-Hilfe-Kurs der Johanniter Lippe-Höxter für Motorradfahrer.

Die Schönheit des lippischen Südosten bei einer Ausfahrt genießen und gleichzeitig an verschiedenen Stationen lernen zu helfen – das ist die Idee des First Aid Highway. Die Johanniter fuhren mit den Teilnehmern über 80 Kilometer von Blomberg über Schieder, den Köterberg, Vahlbruch, Lügde und zurück nach Blomberg. Am Ende schwärmten die Zweiradfahrer nicht nur von der herrlichen Landschaft und den vielen Serpentinen, sondern auch von dem hilfreichen Wissen, das sie an jeder Station erlernen konnten. „Der Kurs hat mir wirklich die Scheu genommen zu helfen“, erzählt Ute Roselius, eine der Teilnehmerinnen.

Dabei sah man den Teilnehmern gerade bei den ersten Stationen ihre Unsicherheit noch an. Das lag natürlich auch an der Schauspielkunst der ehrenamtlichen Johanniter, welche die Verletzten mimten. Sie schrien überzeugend vor Schmerzen, waren verwirrt oder unter Schock, während Kunstblut an ihnen herunterlief oder gebrochene Knochen aus ihren geschminkten Wunden ragten. „Die realistische Unfalldarstellung macht das Ganze natürlich auch zu einem Stück Abenteuer“, sagt Wolfgang Grüneberg, Leiter der Motorradstaffel, der den Kurs neben Sophie Stapf als Ausbilder begleitete. Trotzdem vergessen er und seine Mitstreiter nie den ernsten Hintergrund des Kurses: „Jedem von uns kann es passieren, dass er in einen Unfall gerät, und gerade Motorradfahrer sind besonders gefährdet. Dann können Leben davon abhängen, dass jemand sich wirklich traut zu helfen.“

Helm-Abnahme, Wirbelsäulenverletzungen, offener Schienbeinbruch oder Versorgung einer bewusstlosen Person waren einige der Situationen, die die Teilnehmer bewältigen mussten. Sein großes Finale fand der First Aid Highway auf dem Marktplatz in Blomberg, wo gleich vier Verletzte auf Hilfe warteten. Unter großem Interesse der Passanten und zufälligen Zuschauer zeigten die Motorradfans noch mal alles, was sie an diesem Tag gelernt hatten. Am Ende ziehen alle ein positives Fazit: „Durch die realistische Darstellung ist man gleich mitten im Geschehen und muss praktisch arbeiten. Das gefällt mir viel besser, als den Stoff in einem Seminarraum durchzunehmen“, ist Teilnehmerin Sandra Worms begeistert. Und auch Wolfgang Grüneberg von den Johannitern ist vom dem Konzept überzeugt: „Das Wissen bleibt viel länger im Kopf, wenn man sich nicht nur theoretisch damit beschäftigt, sondern richtig Hand anlegen muss. So bringt der First Aid Highway für alle nicht nur richtig viel Spaß, sondern wirkt auch nachhaltig.“

Bild- und Textquelle: Johanniter-Unfall-Hilfe e.V.