Hagen Rether mit seinem aktuellen „Liebe“-Programm

Ein Plädoyer für das Mitgefühl

Von Religions“freiheit“ bis zur staatlichen „Lizenz zum Töten“

Bad Salzuflen. Mit seinem Soloprogramm „Liebe“ bietet er scharfzüngiges, vornehmlich politisches Kabarett – und das seit 2003, so dass mindestens seine Fans wissen, was sie erwartet: Hagen Rether ist am Samstag, 21. April, um 19.30 Uhr wieder im Kur- und Stadttheater an der Parkstraße zu Gast. In der Veranstaltung des KulturBüros-OWL und dem Kulturbüro Bad Salzuflen behandelt er zwar auch tagespolitische Themen, legt seinen Schwerpunkt jedoch eher auf gesellschaftspolitische Themen wie Religion, Massenmedien, Kapitalismus, Konsumismus und Globalisierung. Karten im Vorverkauf zu 28,60 Euro (Abendkasse 33 Euro) gibt es an der Theaterkasse der Kurverwaltung, Telefon 05222/952-909, und bei der Bürgerberatung im Rathaus sowie an allen bekannten Vorverkaufs-Stellen und unter www.adticket.de.

„Angesagt ist ein großer Kabarettabend“, versprechen die Veranstalter, „und das sowohl wegen des großartigen Künstlers, als auch wortwörtlich der Länge wegen. Und doch und gerade deshalb gehören die Gastspiele von Hagen Rether weiterhin und immer wieder zum besten politischen Kabarett, das derzeit in Deutschland geboten wird.“ Den so genannten gesellschaftlichen Konsens stellt er vom Kopf auf die Füße und behandelt die Systemfragen gleich im Paket: Von der Religions“freiheit“ über das Wirtschaftswachstum bis zur staatlichen „Lizenz zum Töten“ kommt alles auf den Tisch. Doch die Verantwortung tragen nicht „die Mächtigen“ allein – „wir, ihre mehr oder weniger willigen Kollaborateure, müssen uns wohl am eigenen Schopf aus unserer Komfortzone ziehen, um nicht in den Abgrund zu stürzen, den wir gemeinsam geschaufelt haben.“ 

Der wahrhaft unbequeme Kabarettist entlarvt so manchen Volkszorn samt seiner auf „Die da oben“ zielenden Empörungsrhetorik als Untertanentum – den Unwillen, unsere eigenen, fatalen Gewohnheiten zu überwinden. Rethers ebenso komisches wie schmerzhaftes, bis zu dreieinhalbstündiges Programm infiziert das Publikum mit gleich zwei gefährlichen Viren: der Unzufriedenheit mit einfachen Erklärungen und der Erkenntnis, dass wir alle die Kraft zur Veränderung haben. „Liebe“, so der konstante Titel des ständig mutierenden Programms, kommt darin nicht vor, zumindest nicht in Form von Herzen, die zueinander finden – und romantisch kommt allenfalls einmal die Musik des vielseitigen Pianisten daher. Was aber in seinem fulminanten Plädoyer für das Mitgefühl sichtbar wird, ist die Menschenliebe eines Kabarettisten, der an Aufklärung und an die Möglichkeit zur Umkehr noch am Abgrund glaubt.

Hagen Rether verbrachte seine frühen Kinderjahre als Sohn deutschstämmiger siebenbürgischer Eltern im rumänischen Bukarest und Hermannstadt. 1973 siedelte seine Familie nach Deutschland über und zog nach Freiburg im Breisgau. Rether, der seit seinem achten Lebensjahr Klavier spielt, lebt heute in Essen, wo er Anfang der 1990er Jahre ein Studium an der Folkwang-Hochschule absolvierte. Seit 2002 ist Hagen Rether Mitglied des globalisierungskritischen Netzwerks „attac“. Er ist außerdem Mitglied in der Menschenrechtsorganisation „Amnesty International“ und dem Verein „Integrative Kulturarbeit“, der soziokulturelle Projekte im Ruhrgebiet organisiert, und unterstützt „Medica mondiale“ mit Ständen bei seinen Auftritten.

Bevor er mit einem eigenen Programm auf Tournee ging, war Rether von 1996 bis 2005 als Pianist im Programm von Ludger Stratmann tätig. Markanter Bestandteil seiner Auftritte ist ein schwarzer Konzertflügel, den er bei seinen Bühnenauftritten meist parallel zu seinem Vortrag ebenso „gelangweilt“ wie akribisch reinigt und im weiteren Verlauf sowohl für musikalische Einlagen als auch zur Begleitung seiner sprachlichen Darbietung verwendet – oder aber auch völlig ungespielt lässt. Er sitzt dabei meist nicht auf einem Klavierhocker, sondern auf einem Bürostuhl mit Armlehnen. Als Requisiten für seine Auftritte dienen, neben dem obligatorischen Glas Wasser mit Wasserflasche, einem Putzlappen und einer Sprayflasche mit Reinigungsmittel, häufig auch ein Baseballschläger und einige Bananen, von denen er während seiner Vorstellungen hin und wieder eine oder mehrere verzehrt.

Bild- und Textquelle: Stadt Bad Salzuflen