Wegbrechende Märkte, ruinöser Preisverfall: Landwirte massiv unter Druck

Die Sauen- und Schweinehalter befinden sich derzeit in einer besonders schwierigen Lage. Aber auch bei den Rinder-, Milchvieh- und Geflügelhaltern ist die Erlössituation mehr als angespannt

Junglandwirt Jonas Reckefuß: „Allein mit Spaß am Beruf ist es nicht getan, wir brauchen eine Perspektive.“

Lippe /wlv (Re) Viele Bauern sind verzweifelt. „Die Schweinehalter stehen momentan unter enormen Druck“, erklärt der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Lippe Dieter Hagedorn und fordert: „Der Preisverfall bei Schweinefleisch muss endlich aufhören.“ Seit März sei der Schweinepreis stetig im Sinkflug. Corona und die hohen Vorsichtsmaßnahmen in der Schlachtbranche sowie der Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest (ASP) in Deutschland im September führten zu weiteren dramatischen Preiseinbrüchen. „Die Frustration ist groß“, fasst der Vorsitzende die aktuelle Situation zusammen. Corona und ASP, die beiden Viren, belasteten die Bauern massiv, die Lage sei ruinös.

„Wir haben die große Sorge, dass viele Höfe dem hohen Druck nicht standhalten können“, so Hagedorn. „Die afrikanische Schweinepest, die Auswirkungen der Corona-Krise, die Herausforderungen für einen Umbau der Nutztierhaltung und höhere Auflagen, nehmen den Bauernfamilien derzeit den Mut.“ Immer mehr Gesetzte und Verordnungen, auch in diesen schwierigen Zeiten, das könnten die Bauern einfach nicht mehr stemmen“, untermauert der Vorsitzende. Es drohe nicht nur ein Strukturbruch, er ist schon im Gange.

Auch Rinder-, Milchvieh- und Geflügelhalter unter Druck

Ebenso ist bei den Rinder-, Milchvieh- und Geflügelhaltern die Erlössituation mehr als angespannt. „Die landwirtschaftlichen Märkte stehen durch den erneuten Corona-Lockdown in Deutschland und in anderen Ländern der Europäischen Union weiter massiv unter Druck. Der Ausfall im Eventmanagement, von Veranstaltungen und jetzt von Weihnachtsmärkten, Weihnachtsfeiern und der Gastronomie insgesamt sei marktbelastend. Bei Schweinefleisch käme erschwerend der fehlende Export in Drittländer hinzu, insbesondere nach Asien, wegen des Ausbruchs der Afrikanischen Schweinpest. „Denn Teile vom Schwein wie Pfoten, Ohren und Schnauze, die bei uns hier nicht gegessen werden, sind in asiatischen Ländern Delikatesse“, erläutert Hagedorn,

Der Berufsstand fordert deshalb ein entschlossenes Handeln und Unterstützung für die Erzeuger. Hagedorn fragt sich, warum der Verbraucher die stark gefallenen Preise nicht im Regal wiederfinde: „Der Gedanke liegt nah, das im Handel die unangemessen niedrigen Preise nicht weitergegeben werden.“

Zudem müsse die Landwirtschaft in den Corona-Hilfspaketen der Bundesregierung angemessen berücksichtigt werden. „Die bäuerlichen Familienbetriebe brauchen jetzt schnelle und unbürokratische Corona-Hilfen wie in der Gastronomie“, unterstreicht Hagedorn.

Junglandwirt Jonas Reckefuß: „Wir brauchen eine Perspektive.“

Die Belastung auf den Höfen, finanziell und arbeitswirtschaftlich – eine quasi 24-Stunden-Bereitschaft – werde gerade oft durch psychischen Druck aufgrund von gesellschaftlichen Erwartungen bis hin zu pauschalen Verurteilungen verstärkt, weiß der Vorsitzende. „Dass es unseren Tieren gut geht, steht für uns immer an erster Stelle“, sagt Junglandwirt Jonas Reckefuß. Er und seine Familie bewirtschaften einen Hof mit Schweinehaltung und Ackerbau in Leopoldshöhe. „Wir leben mit und von unseren Tieren“, erklärt Jonas Reckefuß. „Wir sind mit Hingabe und Freude dabei.“Die Arbeit des Landwirts sei mehr als Beruf, es sei Berufung, „sonst würden wir auch nicht an den Wochenenden und immer im Einsatz sein.“ Jonas Reckefuß: „Aber allein mit Spaß am Beruf ist es nicht getan, wir brauchen eine Perspektive und müssen mit unseren Familien von unserer Arbeit leben können.“

Bild- und Textquelle: Westfälisch-Lippischer Landwirtschaftsverband