InsektenReich – Blühstreifen am Ackerrand

Borretsch ist auch bei den Bienen beliebt

Gemeinsam für mehr blühende und summende Vielfalt

Lippe /wlv (Re) In den Ferien, sind viele Menschen draußen. Die Farbenpracht am Ackerrand, so manchen fällt sie auf. Die bunten Blühstreifen, von den heimischen Bauern im Kreis Lippe angelegt, sind Hingucker. Aber nicht nur das: Sie sind vor allem beliebt bei Bienen, Hummeln, Schmetterlingen und Co. „Blühendes Band schafft Vielfalt im Land“ heißt die Aktion der Landwirte in Westfalen-Lippe. „Zum dritten Mal wird sie im Kreis Lippe durchgeführt“, erklärt Kreisverbandsvorsitzender Dieter Hagedorn.

Das Gewimmel anzugucken macht Spaß

Spaziergänger, Freizeitsportler und Naturfreunde können in der Nähe das umtriebige Summen und Brummen der zahlreichen Insekten hören und sehen. Sie fliegen von Blüte zu Blüte, sammeln Pollen und Nektar. „Es macht Spaß, das Gewimmel anzugucken“, unterstreicht der Landwirtevorsitzende. „Wer die Feldränder weiterhin aufmerksam beobachtet, der wird die Blühbänder sich farblich wandeln sehen.“ Aktuell blühe es hauptsächlich weiß und blau-violett: Buchweizen – weiß, Borretsch – blau, Öllein – kleine blaue Blüten und Phacelia Bienenfreund – blau-violett sind die ersten Farbtupfer. Abgelöst werden sie nach und nach beispielsweise von Ringelblume, Malve oder Sonnenblume. Bei der Auswahl der Mischungen haben Biologen und Landwirte zusammengearbeitet. „Es wurde darauf geachtet, dass die Pflanzen zu unterschiedlichen Zeiten blühen“, sagt der Vorsitzende. Somit sei ein langer Blühzeitraum von Frühjahr bis Herbst gegeben.“ Der Blütenmix „Blühendes Band schafft Vielfalt im Land“ bestehe zum Beispiel aus insgesamt 16 einjährigen Blumen und Kräutern wie Sonnenblume, Ringelblume, Sommerwicke, Malve, Schmuckkörbchen, Phacelia, Öllein, Ölrettich, Buchweizen, Borretsch, Fenchel, Dill, Koriander oder Rotklee.

Außerdem ist das Saatgut so zusammengestellt, das die blühenden Flächen Insekten und Wildtiere Nahrungsquelle, Lebensraum sowie Schutz bieten. Bodenbrüter finden Brutflächen, zahlreiche Vögel Samen und Wildtiere Rückzugsgebiete. „Darüber hinaus werden Lebensräume miteinander verbunden“, beschreibt Dieter Hagedorn, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Lippe. So würden die Blühstreifen unterschiedliche Insekten-Populationen Austausch bieten.

„Die meisten Blühstreifen sind drei Meter breit“, schildert Hagedorn. Bei den Blühstreifen gibt es, die von den Landwirten in Eigeninitiative angelegten Flächen. Sie sind unkompliziert und ohne Bürokratie und finden daher viel Zuspruch.“ Außerdem gibt es die geförderten Blühstreifen, die einen hohen Antragsaufwand mit folgenden Kontrollen beinhalten. Zudem gibt es gemeinschaftliche Initiativen wie mit Imkern, Jägern oder auch die vielen Blüh-Patenschaften.

Bitte helfen Sie mit, die Flächen zu schützen

Eine große Bitte hat der Vorsitzende: „Helfen Sie dabei, die Flächen zu schützen. Bitte betreten, befahren Sie nicht die blühenden Ackerränder. Das gleiche gilt für das Reiten und Blumenpflücken.“ Auch Hunde blieben außen vor, denn sie würden das Wild aufschrecken. Dies lasse sich durch Anleinen der Vierbeiner leicht vermeiden. „Die Tiere, die in den Blühflächen ein Zuhause gefunden haben, werden es Ihnen danken“, so Hagedorn. Zudem könnten sich andere Naturbesucher an den Flächen erfreuen.

Was blüht uns morgen?

Die Ursachen für den Insektenrückgang sind vielfältig: Flächenfraß, Straßenverkehr, Mobilfunknetz, Lichtverschmutzung, Klimawandel oder die Monotonisierung von privaten und kommunalen Flächen. Auch die Landwirtschaft hat sich verändert. „Weil es weniger Bauern als früher gibt, sind Ackerflächen häufig zusammengelegt worden, da wo früher zwei Äcker waren, ist heute einer“, so der Vorsitzende. Somit seien die Hecken und Feldraine weniger geworden, die den Insekten als Lebensraum dienten. „Deshalb legen wir Bauern jetzt Blühstreifen an“, bemerkt der Landwirt. „Da, wo die Ursachen in der Landwirtschaft zu finden sind, müssen wir uns verändern.“ Die Bauern seien dazu bereit. Das müsse aber auch für alle anderen Ursachenbereiche gelten. Was blüht uns morgen? Jeder kann sich am Erhalt der Artenvielfalt beteiligen. Sie ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Es gibt viele Möglichkeiten.

Tipps für ein artenreiches Gartenreich:

– Insektenfreundliche Gartenblumen pflanzen wie Fetthenne, Prachtspiere, Astilbe, Purpurglöckchen, Katzenminze, Sonnenbraut, Indianernessel, Sterndolde … 

– Unterschlupf für Insekten und Kleintiere einrichten wie Steinhaufen, Todholzecken, Holz, Äste oder Stängel von Blumen gesammelt auf einen Haufen

– Frischwasser für Vögel und Insekten anbieten. Insektentränke: kleines Schälchen mit Wasser befüllt und einem Stein, damit die Insekten nicht ertrinken

– Sandkästen, die nicht mehr von Kindern benutzt werden, nicht entfernen. Dies erfreut die Sandbienen und andere Insekten.

– Insektenhotels in jedem Garten oder auf dem Balkon aufhängen. Die nicht volksbildenden Wildbienen wie Sand-, Mauer- oder Holzbienen – die diese Insektenhotels benutzen – stechen nicht!

– Lichtverschmutzung vermeiden: Jeder sollte sich die Fragen stellen: Muss es so viele Lampen im Garten geben, müssen sie im Dunkeln – alle / so lange – scheinen?

– Generell: Weniger aufgeräumt im eigenen Gartenreich für Igel und Co.

– Blühwiesen statt Rasen im heimischen Garten, auf Grünflächen von Firmen, Unternehmen und im öffentlichen Raum.

Bild- und Textquelle: Westfälisch-Lippischer Landwirtschaftsverband